Herkömmliche Behandlungsmethoden, wie die Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie richten sich direkt gegen den Tumor.
Im Unterschied dazu greift die Immunonkologie nicht den Tumor selbst an, sondern nutzt die natürlichen Fähigkeiten des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystem), um Krebszellen zu bekämpfen.1,2,3
Durch Aktivierung soll das Abwehrsystem verstärkt in der Lage sein, entartete Zellen zu erkennen und zu zerstören und damit das Wachstum des Tumors zu hemmen.1,2,3
Die Immunonkologische Therapie entfaltet idealerweise über die Aktivierung des Immunsystems somit einen indirekten Effekt gegen den Tumor.
Im Normalfall erfolgt eine Aktivierung von Immunzellen bei Bedarf
(z. B. bei Infektionen). Nach erfolgter Immunreaktion wird die Aktivität wieder reduziert, um im nächsten Bedarfsfall wieder anzusteigen. Bei einem geschwächten Immunsystem liegen Aktivierung und Reduktion der Aktivität insgesamt in einem niedrigen Bereich, bei überschießenden Immunreaktionen insgesamt in einem höheren Bereich.
Dynamik des Immunsystems: Hoch- und Herunterregulation des Immunsystems
Das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) umfasst ein komplexes Netzwerk, das aus unterschiedlichen Zellen, Geweben und Organen des Körpers besteht.
Hauptaufgabe des Immunsystems ist es, Krankheitserreger wie Bakterien und Viren, die in den Körper eingedrungen sind, zu erkennen und zu beseitigen.
Dafür stehen zwei Abwehrstrategien zur Verfügung:
Die Abwehrreaktion (Immunreaktion) des Körpers besteht aus zwei Phasen:1,4
Das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) ist ein leistungsstarkes und wirksames System zur Bekämpfung eingedrungener Krankheitserreger (siehe Ablauf der Abwehrreaktion).
Das Immunsystem ist zudem in der Lage, Krebszellen zu erkennen, zu zerstören oder unter Kontrolle zu halten.
Krebszellen sind niemals so fremd wie Viren oder Bakterien, weil sie sich aus körpereigenem Gewebe entwickelt haben.4 Sie tragen daher immer noch im Vergleich zu Krankheitserregern sehr viele Merkmale des Gewebes, aus dem sie ursprünglich stammen.
Trotzdem können Krebszellen vom Abwehrsystem als fremd erkannt werden und eine Abwehrreaktion (Immunreaktion) auslösen.1,4 Denn auf ihrer Oberfläche tragen sie meistens bestimmte Merkmale (Antigene), die sich nicht auf gesunden körpereigenen Zellen finden. Mit Hilfe von B- und T-Zellen (B- und T-Lymphozyten) kann das Immunsystem Krebszellen als fremd erkennen und zerstören.
So führen beispielsweise unter anderem zytotoxische T-Lymphozyten zur Zerstörung von Krebszellen.5
Auch natürliche Killerzellen (NK-Zellen) können Krebszellen erkennen und zerstören.4
Die T-Zell-vermittelte antitumorale Immunreaktion
Jedoch können Krebszellen komplexe Mechanismen entwickeln, diesem Verteidigungssystem zu entkommen und zu wachsen. ("Entkommensphase", "Immun-Evasion", engl.: "Immune-Escape").4,6
Zu diesen Mechanismen gehören unter anderem:
An dieser Stelle setzt das Prinzip der Immunonkologie an, indem immunonkologisch wirksame Substanzen versuchen, diese Mechanismen zu überwinden: oder eine Immunreaktion zu verstärken. Sie interagieren direkt mit dem Immunsystem der Patienten, um dessen Fähigkeiten zu fördern, Tumorzellen zu erkennen und gegebenenfalls zu zerstören.
Das Prinzip der Immunonkologie basiert darauf, das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) des Tumorpatienten zu stärken, so dass Krebszellen erkannt und eliminiert werden können.1
Zu den immunonkologischen Ansätzen, die bei verschiedenen Krebserkrankungen zugelassen wurden, gehören
Im Immunsystem gibt es mehrere Kontrollpunkte oder „Bremsen“, die eine Überfunktion des Immunsystems, speziell der T-Lymphozyten, gegen gesunde Zellen verhindern sollen.9
Diese Kontrollpunkte werden Immun-Checkpoints genannt und bewirken eine Hemmung des Immunsystems ("T-Zell-Bremsen").10,11
Manche Tumorzellen können gezielt diese hemmenden Immun-Checkpoints aktivieren, wodurch die gegen den Tumor gerichteten zytotoxischen T-Lymphozyten stark geschwächt werden.10,11
Hier setzen Medikamente an — sogenannte Immun-Checkpoint-Hemmer (Inhibitoren) —, die sich gezielt gegen die Immun-Checkpoints richten und damit die tumorbedingte "T-Zell-Bremse" des
Infolgedessen können zytotoxische T-Lymphozyten die Krebszellen nun wieder erkennen und zerstören.10,11
Immun-Checkpoint-Hemmer sind Medikamente aus der Gruppe der therapeutischen Antikörper und werden als intravenöse Infusion verabreicht.
Die Therapie mit Immun-Checkpoint-Hemmern (Inhibitoren) kann mit dem Auftreten von Nebenwirkungen verbunden sein.12 Diese sind aufgrund des Wirkmechanismus vor allem durch eine übermäßige Aktivität des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystems) bedingt.
Zu diesen so genannten immunvermittelten Nebenwirkungen, die häufiger auftreten können, gehören Fieber, Hautbeschwerden mit Ausschlag, Schwellungen und
Auch Entzündungen des Darms, der Leber, der Hirnanhangsdrüse, der Nieren und der Lunge sind möglich.11
Wichtig ist dabei das frühzeitige Erkennen der Nebenwirkungen und die konsequente Behandlung nach entsprechend etablierten Behandlungsschemata. Die überschießende Reaktion des Immunsystems kann beispielsweise mithilfe von Kortison oder anderen das Immunsystem unterdrückenden Medikamenten (Immunsuppressiva) vermindert werden.11
Natürliche Killerzellen sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und gehören zur zellulären Abwehr. Sie sind spezialisiert auf das Erkennen und Zerstören von Viren und Krebszellen.4
In der Immunonkologie können Medikamente (Antikörper) eingesetzt werden, die an bestimmte Oberflächenmerkmalen der NK-Zellen andocken. Diese Bindung führt dazu, dass NK-Zellen aktiviert werden und die Krebszellen abtöten.
Diese Medikamente werden als intravenöse Infusion verabreicht.
Die Therapie mit Medikamenten zur Aktivierung von natürlichen Killerzellen kann unter anderem zu den folgenden Nebenwirkungen führen:12
Der Großteil der Nebenwirkungen ist leichten oder mäßigen Schweregrades, und die schwerwiegendste Nebenwirkung ist die Lungenentzündung.12
Bei der immunonkolytischen Tumortherapie, auch Immun-Virotherapie genannt, werden gentechnisch veränderte Viren eingesetzt, die vorzugsweise Tumorzellen infizieren und
Im Erfolgsfall werden pro Tumorzelle Tausende von Nachkommenviren gebildet, was am Ende des Infektionsprozesses ein massenhaftes Aufplatzen der befallenen Tumorzellen (Onkolyse) bewirken soll.13,14
Neben diesem direkten Effekt auf die Tumorzellen wird auch das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) gegen den Tumor
Die immunonkolytische Tumortherapie wird direkt in den Tumor gespritzt.15
Die Behandlung mit Medikamenten der immunonkolytischen Tumortherapie kann unter anderem zu den folgenden Nebenwirkungen führen:15
Diese Nebenwirkungen waren im Schweregrad meist leicht oder mittelschwer.15
Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit einzig zugelassenen Therapie dieser Art (Imlygic) berichteten Nebenwirkungen und Einschränkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.15