
Multiples Myelom
Das Multiple Myelom ist eine Form von Blutkrebs, die das Knochenmark betrifft. Ursache ist die unkontrollierte Vermehrung von Plasmazellen im Knochenmark.
Erkrankung
Formal gehört die Erkrankung zu den Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL), also den bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems (= Lymphdrüsenkrebs). Plasmazellen sind eine Untergruppe von weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Sie sind im Knochenmark und anderen Körpergeweben zu finden. Die Aufgabe der Plasmazellen ist die Produktion von Antikörpern, also Eiweißstoffen, die gegen Viren und Bakterien gerichtet sind. Beim Multiplen Myelom kommt es zur Entartung einer einzigen Plasmazelle (Myelomzelle) im Knochenmark, die sich infolgedessen unkontrolliert vermehrt und große Mengen funktionsloser Antikörper oder Antikörperfragmente (Paraproteine) produziert. So entstehen im Krankheitsverlauf typischerweise mehrere (multiple) Ansammlungen maligner Zellen im Knochenmark (Myelome). Ist nur ein Krankheitsherd vorhanden, wird die Erkrankung solitäres (einzelnes) Plasmozytom genannt. Selten kann sich die Erkrankung auch außerhalb des Knochenmarks manifestieren (extramedulläres Plasmozytom).
Das Multiple Myelom ist im Vergleich zu anderen Tumorerkrankungen selten: In Deutschland erkrankten im Jahr 2016 ca. 3.900 Männer und ca. 3.000 Frauen. Das Erkrankungsrisiko steigt in höherem Alter deutlich an. Erkrankungen vor dem 45. Lebensjahr sind äußerst selten (etwa 2 % aller Fälle). Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei 72 Jahren und für Frauen bei 74 Jahren. Ein Multiples Myelom begrenzt die Lebenserwartung der Erkrankten. Der Krankheitsverlauf (Prognose) ist mit relativen 5-Jahres-Überlebensraten von 49 % eher ungünstig. Dies hängt allerdings auch mit der Tatsache zusammen, dass die Mehrzahl der Erkrankten zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits über 70 Jahre alt sind. Bei einem großen Teil ist die allgemeine Fitness schon eingeschränkt und oftmals bestehen auch andere Vorerkrankungen.
Ursachen und Risikofaktoren
Warum sich ein Multiples Myelom entwickelt, ist bisher noch weitgehend unklar. Mögliche Risikofaktoren:
- Erbliche Veranlagung: Verwandte ersten Grades von Menschen mit Multiplem Myelom haben ein geringfügig erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken.
- Kontakt mit Giftstoffen wie Pestiziden, Dioxinen oder Asbest
- Ionisierende Strahlung
- Übergewicht (Adipositas)
- Immundefekte und bestimmte Autoimmunerkrankungen
- Infektionskrankheiten, die das Immunsystem schwächen
Symptome
Durch die bösartige Vermehrung von Plasmazellen im Knochenmark kommt es bei Menschen mit Multiplem Myelom zur:
- Zerstörung von Knochen
- Verdrängung gesunder blutbildender Zellen im Knochenmark
- Bildung großer Mengen funktionsloser Antikörper (Paraproteine)
Daraus leiten sich die entsprechenden Symptome ab:
- Knochenschmerzen, meist im Bereich der unteren Wirbelsäule und des Beckens
- Knochenbrüche ohne Einwirkung von außen (sogenannte pathologische Frakturen)
- Erbrechen, Übelkeit, psychische Veränderungen, gesteigertes Durstgefühl, vermehrte Urinausscheidung und Muskelkrämpfe aufgrund der hohen Kalziumkonzentrationen im Blut (Hyperkalzämie), die infolge eines gesteigerten Knochenabbaus auftreten
- Blutarmut (Anämie) mit Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Blässe und Kopfschmerzen aufgrund der eingeschränkten Bildung roter Blutkörperchen
- Abwehrschwäche und häufige Infekte als Folge einer verringerten Anzahl weißer Blutkörperchen
- Erhöhte Blutungsneigung (z. B. Nasenbluten, Blutergüsse) als Folge einer verringerten Anzahl von Blutplättchen
- Nierenfunktionsstörungen (große Urinmengen oder plötzliches Versiegen der Urinproduktion) und schäumender Urin durch die erhöhte Ausscheidung von Paraproteinen